Inhaltsvereichnis
1. Die 4 bedeutendsten Psychologischen Prinzipien im Webdesign
Wenn es darum geht, eine Website zu erstellen, die bei den Nutzern gut ankommt, ist das Verständnis der psychologischen Prinzipien der Datenverarbeitung von entscheidender Bedeutung. Begriffe wie User-Experience / UX-Design / Customer Journey / Usability drehen sich alle darum, den Besuchern deiner Website auf leichte und angenehme Art die Erfüllung ihrer Anliegen (Problemlösung, Spaßgewinn …) zu ermöglichen.
Die Prinzipien des Psychologischen Webdesign lehnen sich an die Erfahrungen und Prinzipien des UX-Design (User-Experience-Design =Gestaltung des Nutzererlebnis) an. Das UX-Design beschäftigt sich im Detail und umfangreich mit Themen der Benutzerfreundlichkeit, wie z.B. Barrierefreiheit, Informationsarchitektur, Interaktionsdesign … etc.
Im Folgenden schauen wir uns die für uns als Website-Ersteller wichtigsten Prinzipien für eine gelungene Kundenreise an. Darüber hinaus gehen wir auf einige Gesetze und Theorien aus der Psychologie ein, die diesen Prinzipien zu Grunde liegen.
1.1 Prinzip: Klarheit
Klare Strukturen ermöglichen dem Nutzer das Wesentliche zu erkennen, ohne überfordert zu sein.
Ein dem zu Grunde liegendes Prinzip ist die Gestalttheorie, die besagt, dass Menschen ganze Formen oder Muster wahrnehmen und nicht nur einzelne Komponenten. Das bedeutet, dass dein Design eine zusammenhängende visuelle Hierarchie darstellen sollte, die den Blick der Benutzer auf die wichtigsten Elemente lenkt, ohne sie zu überfordern.
- Teile deine Seite in Abschnitte, die sich optisch klar unterscheiden, um deine Inhalte dem Nutzer in verdaulichen Häppchen zu präsentieren.
- Verwende Überschriften, Unterüberschriften und Aufzählungszeichen für mehr Klarheit und einfaches Überfliegen.
- Integriere visuelle Elemente – wie Bilder, Videos oder Infografiken –, die deine Botschaft verstärken und die Vorliebe des Gehirns für visuelle Informationen ansprechen.
- Ein übersichtliches Design mit viel Weißraum ermöglicht es Benutzern, sich ohne Ablenkung auf die wesentlichen Elemente zu konzentrieren.
- Ebenso dienen ein stimmiges Farbprofil und eine Typografie, die zur Markenidentität passt, für eine klare Ausstrahlung und Botschaft.
1.2. Prinzip: Einfachheit
Je einfacher eine Seite aufgebaut ist, je einfacher wichtige Elemente erreichbar sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass dein Kunde der angelegten Kunden-Reise folgt.
Zur Verdeutlichung hier ein paar Gesetze aus der Psychologie, die diesen Umstand durch Versuche verifiziert haben:
- Fitts’ Gesetz
Dieses Gesetz besagt, dass die zum Erreichen eines Ziels erforderliche Zeit von der Entfernung und Größe des Ziels abhängt.
Im Webdesign bedeutet dies, dass Schaltflächen größer und leichter zugänglich gemacht werden, damit sie leicht angeklickt werden können, insbesondere auf Mobilgeräten. Je näher und prominenter ein Element ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass ein Benutzer damit interagiert. - Millersche Gesetz
Auch das Millersche Gesetz im Hinterkopf zu haben, ist hilfreich. Es besagt, dass der Mensch nur 7 ± 2 Informationen im Kurzzeitgedächtnis halten kann. Daraus folgt The Best Practice bzgl. Webdesign: Die Seite einfach halten, mit Fokus auf das Wesentliche. - Hick-Hyman-Gesetz
Das Hick-Hyman-Gesetz betont, dass ein Benutzer umso länger braucht, eine Entscheidung zu treffen, je mehr Auswahlmöglichkeiten ihm präsentiert werden. In der Praxis bedeutet dies, z.B. die Anzahl der Optionen auf der Seite und in Menüs zu begrenzen, damit Benutzer finden, was sie brauchen, ohne sich überfordert zu fühlen.
1.3 Prinzip: Positive Emotionen auslösen
Um es mit den Worten von Hans-Georg Häusel, dem Autor des Buches „Neuromarketing“ zu sagen:
„Objekte (inklusive Produkte, Marke), die keine Emotionen auslösen, sind für das Gehirn de facto wertlos!“ und: „Die wichtigste Aufgabe von Marken ist es, Objekte mit positiven Emotionen aufzuladen.“
Prinzipien aus der Psychologie, die wir anwenden können, um positive Emotionen auszulösen, sind zum Beispiel:
- Mere-Exposure-Effekt
Der Mere-Exposure-Effekt besagt, dass allein die wiederholte Wahrnehmung einer anfangs neutral beurteilten Sache ihre positivere Bewertung zur Folge hat. Das Spannende dabei ist, dass dies auch geschieht, wenn ein Mensch diese Sache unbewusst wahrnimmt. D.h.: Je öfter ich einen Menschen / eine Marke / ein Produkt sehe, desto sympathischer wird es mir. - Farbpsychologie
Die Einbeziehung von Prinzipien der Farbpsychologie kann das Benutzererlebnis ebenfalls verbessern. Verschiedene Farben rufen bestimmte Emotionen hervor und können das Nutzerverhalten erheblich beeinflussen. Blau beispielsweise vermittelt oft ein Gefühl von Vertrauen und Ruhe und ist daher ideal für Finanz- oder Gesundheitswebsites, während leuchtende Farben wie Rot Dringlichkeit erzeugen können und sich perfekt für Verkäufe und Werbeaktionen eignen. - Prinzip der Gegenseitigkeit
Schließlich kann das Prinzip der Gegenseitigkeit ein starker Motivator im Webdesign sein. Indem du etwas Wertvolles anbietest – wie kostenlose Ressourcen, informative Inhalte oder exklusive Rabatte – baust du eine Beziehung auf, die die Benutzer dazu ermutigt, sich intensiver mit deinem Angebot zu beschäftigen.
1.4 Prinzip: Vertrauen aufbauen
Ganz elementar ist das Schaffen von Vertrauen. Das kann einerseits durch Social Proof erfolgen, d.h. Rezensionen und Erfahrungen / Bewertungen bisheriger Nutzer deines Angebots, oder Logos namhafter Firmen, mit denen du bereits zusammengearbeitet hast.
Auch Logos und Siegel von Verbänden und Kontrollstellen geben deinem Besucher Vertrauen und Sicherheit.
Oft wird von Online-Marketing Experten empfohlen, eine Verknappung einzusetzen. „Dieses Angebot gilt nur heute“ und Ähnliches. Meines Erachtens solltest du mit diesen Verknappungen vorsichtig umgehen. Ja, auch bei mir zieht diese Masche „Nur drei Tage für 29 €, danach 129 €“ manchmal. Doch wenn ich nahezu täglich Angebote bekomme, die das Angebot „nur Heute und jetzt“ zu diesem Preis anbieten, dann ist das unglaubwürdig, verletzt mein Vertrauen und lässt mich in Folge abwenden, selbst wenn das Angebot attraktiv ist.
2. Schlüssel-Elemente einer Website
Im vorhergehenden Kapitel haben wir uns die wichtigsten psychologischen Prinzipien für den Aufbau einer Website angeschaut. Nun wollen wir uns anschauen, welche Elemente eine Homepage, die Startseite deiner Website, enthält, um im nächsten Schritt deren sinnvolle Anordnung anzuschauen.
Denn, um die Aufmerksamkeit des Benutzers zu gewinnen und ihn zu einer gewünschten Aktion zu führen, sei es die Anmeldung für einen Newsletter, ein Kauf, ist es wichtig, mehrere Schlüsselelemente zu integrieren, die auf psychologischen Prinzipien basieren und das Benutzererlebnis verbessern.
- Navigation
An oberster Stelle deiner Website befindet sich die Navigationsleiste. Die Navigation beinhaltet das Logo und Links zu den unterschiedlichen Seiten deiner Webseite. Versuche, die Navigation einfach zu halten! Klar, wenn du einen Shop oder eine Magazin-Seite hast, wird dir ein minimalistisches Design nicht gelingen. Ansonsten schau, dass du mit 5 Menüpunkten, maximal 7 oder 8, zurechtkommst. Vermeide Untermenüs, da diese – speziell auf mobilen Geräten – oft schwer zu bedienen sind. Die Navigation sollte fixiert (sticky) sein, damit die Kunden das Menü auch dann schnell erreichen, wenn sie bereits weiter unten auf der Seite angelangt sind.
- Überschrift – Hero-Botschaft:
Deine Website sollte mit einer überzeugenden Überschrift beginnen, die sofort den Wert deines Angebots vermittelt. Verwende eine klare, prägnante Sprache, die die Bedürfnisse oder Probleme Ihres Publikums direkt anspricht. Eine gut formulierte Überschrift erregt nicht nur Aufmerksamkeit, sondern regt das Interesse für den Rest der Seite an.
- Unterüberschrift:
Nach der Überschrift soll eine prägnante Unterüberschrift zusätzlichen Kontext oder Details zu Ihrem Angebot liefern. Dieses Element kann aus einem aussagekräftigen Satz bestehen oder in einer Aufzählung von ca. 3 entscheidenden Vorteilen oder Eigenschaften deines Angebotes. Die knackige Ausformulierung unterhalb des Titels soll deine Botschaft und die Wichtigkeit deines Angebotes (bzw. der Aktion, die du von deinen Besuchern wünschst) verdeutlichen.
- Visuelle Elemente (Hero-Bild):
Integriere bereits im ersten sichtbaren Bereich (Above-the-fold) ein hochwertiges Bilder oder Video, das deinen Text ergänzt und deine Botschaft veranschaulicht. Visuelle Elemente haben ein großes Potenzial, die Emotionen hervorzurufen, die bei deinem Ziel-Publikum Anklang finden und ein Gefühl der Verbundenheit und Zustimmung erzeugen. Wenn du beispielsweise für ein Fitnessprogramm wirbst, werden Bilder von glücklichen aktiven Menschen potenzielle Kunden dazu inspirieren, weiterzulesen. Bilder bzw. Visuelle Elemente sollen natürlich nicht nur Above the Fold angebracht sein, auch weiter unten, wenn es um die Verdeutlichung der Vorteile und Features geht, sind Fotos und Grafiken dienende Elemente.
- Call-to-Action (CTA):
CTA-Schaltflächen sind wohl das wichtigste Element auf deiner Webseite. Sie sollten optisch hervorstechen und handlungsorientierte Sprache verwenden, die Benutzer zum Klicken anregt. Sätze wie „Erste Schritte“, „Jetzt beitreten“ oder „Kostenlose Testversion anfordern“ können ein Gefühl von Dringlichkeit und Aufregung erzeugen. Positioniere einen CTA prominent auf deiner Seite, idealerweise ebenfalls Above-the-fold, und wiederhole ihn im gesamten Inhalt für maximale Sichtbarkeit.
- Social Proof (Sozialer Beweis):
Die Einbindung von Erfahrungsberichten, Bewertungen oder Fallstudien kann Glaubwürdigkeit und Vertrauen deutlich steigern. Social Proof nutzt das psychologische Prinzip der Konformität, bei dem sich Menschen bei ihren Entscheidungen von den Erfahrungen anderer leiten lassen. Die Anzeige von positivem Feedback oder Erfolgsgeschichten früherer Kunden kann helfen, Zweifel zu zerstreuen und neue Besucher zum Handeln zu ermutigen. Wenn es der Platz hergibt, platziere Social Proof Elemente ebenfalls noch Above-the-fold, z. B. eine Reihe Logos von Unternehmen, mit denen du bereits zusammengearbeitet hast. Ausführliche Rezensionen kannst du später auf der Seite anbringen.
- Vorteile statt Funktionen:
Konzentriere dich bei der Beschreibung deines Angebots an erster Stelle vor allem auf die Vorteile und nicht nur auf die Funktionen. Erkläre, wie dein Angebot Probleme lösen oder das Leben des Benutzers verbessern kann. Dieser Ansatz spricht Besucher auf emotionaler Ebene an und hilft ihnen, die positiven Auswirkungen ihrer Entscheidung zu visualisieren. Die Funktionen kannst du an späterer Stelle aufführen.
- Einfaches Formular:
Wenn du auf deiner Seite ein Formular hast, achte darauf, dass du nur die allernötigsten Daten abfragst. Je länger und komplizierter das Formular ist, desto unwahrscheinlicher ist es, dass Besucher es ausfüllen. Wenn du tatsächlich viele Formularfelder benötigst, ist es sinnvoll, ein mehrstufiges Formular zu verwenden, um den Vorgang aufzulockern und ihn weniger überwältigend erscheinen zu lassen.
- Vertrauenssignale:
Die Einbindung von Elementen wie Sicherheitsabzeichen, Prüfsiegel oder Geld-zurück-Garantien kann Bedenken hinsichtlich Sicherheit oder Fehlentscheidungen ausräumen. Diese Signale stärken das Vertrauen des Benutzers, seine Aktion auf Ihrer Seite fortzusetzen.
- Fußzeile:
Schließlich dient die Fußzeile als kompakte Auflistung deiner Unternehmensdaten. Füge hier die Links zur Datenschutzerklärung, Impressum, Kontaktinformationen, Social-Media-Symbole und andere relevante Ressourcen ein. Diese strategische Positionierung stellt sicher, dass Besucher alle notwendigen Informationen einfach erreichen können.
Durch die sorgfältige Einbindung dieser Elemente in deine Website kannst du ein optimiertes Benutzererlebnis schaffen, das nicht nur Aufmerksamkeit aufrechterhält, sondern auch die Konversion fördert. Denk daran: Das Ziel besteht darin, es den Besuchern so einfach wie möglich* zu machen, dein Angebot zu verstehen, ein Gefühl von Vertrauen und Engagement zu fördern, um schlussendlich das Ziel deiner Website (Verkauf, Kundengewinnung etc.) zu erreichen.
*ganz nach dem Buchtitel von Steve Krug „Don’t make me think“ – siehe Buchtipp in der rechten Spalte.
3. Aufbau einer Website – Skizze
Die folgende Zeichnung skizziert den groben Aufbau einer Website. Klar, jedes Business ist anders, insofern fühl dich frei, den Aufbau an dein Business anzupassen. Doch behalte die essentiellen Elemente bei, vor allem die Element, die „Above the fold“ angebracht sind.
Mit einem Klick auf die Skizze kannst du diese als PDF herunterladen.
5. Zusammenfassung
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entwicklung eines Webdesigns, das psychologischen Prinzipien folgt, nicht nur eine Designentscheidung ist, sondern ein strategischer Ansatz zur Schaffung einer optimierten Benutzererfahrung.
„Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler“.
Soll heißen: Fokus auf den Kunden! Wenn wir verstehen, wie Nutzer denken, fühlen und sich verhalten, können wir eine Website erstellen, die nicht nur Aufmerksamkeit erregt, sondern auch Engagement und Loyalität fördert.
Denke bei der Umsetzung dieser Prinzipien daran, dass regelmäßiges Testen von unschätzbarem Wert ist. Durch regelmäßiges Testen auf der Grundlage von Benutzerinteraktionen kannst du dein Design verfeinern und sicherstellen, dass es den sich entwickelnden Anforderungen deines Publikums entspricht.
Letztendlich wird ein gut durchdachtes Webdesign, das psychologische Prinzipien berücksichtigt, deine Marke aufwerten, die Benutzerzufriedenheit verbessern und die Konversion fördern.
Du hast Fragen oder Anregungen? Du möchtest ein Angebot für eine Website-Erstellung einholen? Schreibe mir gerne!